Ostara, anders als bisher…

Ein Ostersonntag, ganz anders als alle Ostersonntage bisher in meinem Leben, zieht mit Wellen von Regenschauern über den Haunsberg. Das erste Ostern in meinem Leben und im Leben meiner Kinder, an dem wir nicht mehr zu unserer Oma und Urlioma zum Eiersuchen gehen können. Ihr Weg mit uns in dieser Welt ist im Jänner zu Ende gegangen. Oma, Du bist nun dort daheim, von wo uns Mutter Erde all das neue, junge Leben schickt, das wir zu Ostara feiern. Und doch lebst Du durch uns auch hier auf der Erde weiter.

Dreizehn Mal sollten wir gemeinsam für unsere Kinder in die Rollen von Osterhase und Osterhäsin schlüpfen. Als sich unser Weg als Paar trennte, hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass die Kinder acht Jahre später am Ostersonntag hier bei mir sein würden, weil auch Du Dich im letzten Mai über die Berge auf die Reise in die Anderswelt gemacht hast. Hans, ich hoffe, dass Du dort mit der Oma ein genau so fröhliches Eierpecken hast, wie wir es all die Jahre gemeinsam bei ihr am Tisch in der Stube erleben durften.

Die Macht der Transformationsgöttin hat im Herbst nicht nur die Kräfte der Natur in ihren Erdenbauch genommen, sondern auch meine Beziehung. Auf den Tag genau fünfeinhalb Jahre sollten wir gemeinsam eine intensive Zeit durchleben, in der mich Dein Spiegel tiefsitzende, alte Themen erkennen und verwandeln hat lassen und mich wieder ein Stück mehr die Frau hat werden lassen, die ich bin. Am Ostersonntag vor sechs Jahren zeigtest Du mir zum ersten Mal einen Deiner Lieblingsplätze hoch über dem Tachinger See. Eine „Tochter der Göttin“ hattest Du Dir von ihr gewünscht. Doch dazu, wirklich in jene Tiefen gemeinsam abzusteigen, in denen die heilende Liebe der Göttin daheim ist, dazu warst Du letztendlich doch nicht bereit. Otto, möge Dich unsere Mutter Erde mit all dem nähren und segnen, was Dein Herz braucht, um den Schmerz und die Angst des Jungen von damals, als Dich Deine Mama so früh verlassen hat, wirklich annehmen zu können.

Ostarawasser macht schön, so berichten die alten Mythen. „Schön“ zu werden im Sinne des alten Volkes bedeutet, fruchtbar zu sein. Mein „fruchtbar sein“ an diesem Osterwochenende drückt sich im Schreiben meines ersten Buches aus. All das Wissen, das ich in den vergangenen zehn Jahren sammeln durfte, will nun auch auf diese Weise den Weg zu jenen Frauen und Männern gehen, die sich auf diese Reise in den Jahreslauf mit mir einlassen wollen. Im September, passend zur Zeit des Erntedanks, hoffe ich, es dankbar und freudig in Händen halten zu dürfen…

 

Wir alle sind Teil eines Puzzles.

Als Puzzleteil bist du links und rechts bei deinen Lieben eingehängt. Alle stehen wir in einer Richtung. Wenn du nun die Richtung wechselst und dich zu drehen beginnst, passiert Folgendes:

Wer dich liebt und merkt, dass das für dich gut ist, dreht sich mit.
Du kannst nicht mehr, aber auch nicht weniger tun: dich drehen. Den Rest macht die Liebe.

– Franziksa Alber in Schwemm –

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