Wenn es feucht wird, klumpt es im Streuer, es macht Lebensmittel haltbar und so manche Suppe hat es schon versalzen. Viel zu viel davon befindet sich als Kochsalz in unserem Essen und doch schmeckt es ohne die richtige Prise davon fad. Eine Überdosis Salz ist für Menschen tödlich, doch ohne Salz in unserem Körper geht es nicht. Es lässt unsere Autos schneller rosten und wird doch Jahr für Jahr tonnenweise im Kampf gegen die winterliche, „weiße Pracht“ eingesetzt. Am Meer atmen wir es ein, schmecken es auf unseren Lippen und bestaunen die Salzgärten, in denen es gewonnen wird.
Die Salzstraßen durchziehen als uralte Handelswege das Land. Als „weißes Gold“ machte Salz über Jahrhunderte die Mächtigen noch reicher und die Reichen noch mächtiger. Meiner Salzburger Heimat hat es den Namen gegeben, auch Orte wie Hallein, Hallstatt, Bad Reichenhall tragen das alte Wort „hall“ für Salz. Kriege wurden geführt um die Vormachtstellung in der Salzgewinnung. Die Salzachschiffer durften nicht schwimmen können, damit sie auf ihre wertvolle Fracht ganz besonders Acht gaben. In der alten Schifferkirche St. Nikola in Oberndorf wurde „Stille Nacht“ uraufgeführt.
Als „erste Pipeline der Welt“ wird die Soleleitung von Reichenhall nach Traunstein bezeichnet, welche vor 400 Jahren in Betrieb ging. Ohne Holz wäre die Salzgewinnung nicht möglich gewesen. Mit Holz wurden die Sudpfannen beheizt, aus gebohrten Holzstämmen, den sogenannten „Deicheln“ wurde die Soleleitung gebaut. Der Transport von Salz und Gütern aller Art wurde früher als „Säumen“ bezeichnet. Heutzutage wälzen sich Sommer für Sommer Millionen Autofahrer auf ihrem Weg in den Süden über den Samerberg bei Rosenheim. Ohne Salzstreuung würde dieser als „Schneeloch“ berüchtigte Berg vor allem den LKW-Verkehr, der als motorisierter Nachfahre der Samer bezeichnet werden kann, auf der A8 im Winter zum Erliegen bringen.
Ein historischer Samerzug mit Saumrössern zog an diesem Wochenende vom Holzknechtmuseum in Ruhpolding nach Traunstein. Damals trugen die Rösser die Säcke mit dem Salz noch auf ihrem Rücken, langsam ging es voran und doch erreichten auch sie ihr Ziel. Heutzutage muss alles schnell und immer noch schneller gehen, vor allem fahren. Auch ich bin froh und dankbar, wenn der Schneepflug im Winter hier bei uns am Haunsberg schon früh am Morgen die erste Ladung Salz streut. Auch ich kann mich Vielem, was unser heutiges Leben von uns an permanent möglicher Mobilität und Erreichbarkeit fordert und erwartet, nicht entziehen. Die Vorstellung, wie unser Leben, unsere winterliche Welt hier im Alpenraum ohne Salz, dem kostbarsten Edelstein, den uns die Erde schenkt, aussehen würde, bis vor einiger Zeit ausgesehen hat und vielleicht auch wieder aussehen wird müssen, damit wir Menschen eine Zukunft auf Mutter Erde haben werden, lässt mich nachdenklich werden …
Impressionen aus dem Holzknecht-Museum in Ruhpolding:
MÜLL.BERGE – Forscher des Südtiroler Alpenvereins widmen sich mit Ironie und Witz in dieser Ausstellung der Vielfalt des Gebirgsmülls und präsentieren Wissenswertes und Kurioses rund um den alpinen Abfall in dieser Sonderausstellung im Holzknecht-Museum.